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Was ist Shibari?

Shibari, auch bekannt als Kinbaku, ist eine Form der japanischen Seil-Bondage. Der Begriff Shibari bedeutet wörtlich „bindend“ oder „weben“. Diese Praxis hat tiefe Wurzeln in der japanischen Geschichte und Kultur und geht bis in das mittelalterliche Japan zurück, wo sie ursprünglich als Teil der militärischen und polizeilichen Taktik bekannt war als „Hojojutsu“. Die Art und Weise, wie die Seile angeordnet wurden, war oft repräsentativ für den Status oder die Verbrechen der gefangenen Person.

In der modernen Anwendung ist Shibari jedoch in erster Linie eine Form der erotischen oder ästhetischen Kunst und wird oft in einem sexuellen Kontext verwendet. Es geht darum, Seile auf bestimmte Weise um den Körper einer Person zu binden, um ästhetische Muster und Formen zu erzeugen. Es kann auch verwendet werden, um verschiedene Grade an physischer Beschränkung zu erzeugen, was für manche Menschen eine sexuelle oder emotionale Befriedigung hervorruft. Für viele ist es auch eine Form der persönlichen und künstlerischen Expression, die nicht unbedingt sexuell sein muss.

Trotz seiner sexuellen Konnotationen legen viele Praktiker Wert auf die ästhetischen, künstlerischen und spirituellen Aspekte von Shibari. Es erfordert sorgfältige Aufmerksamkeit und Respekt für die gebundene Person, sowie Kenntnisse und Fähigkeiten in Seilhandhabung, Knoten und Sicherheitsmaßnahmen.

Shibari hat einen starken emotionalen Aspekt. Das Gefühl, gebunden zu sein, und das Vertrauen, das dafür erforderlich ist, können tiefe emotionale Reaktionen hervorrufen. Dies kann eine starke Bindung zwischen den beteiligten Personen schaffen.

Im Shibari, werden verschiedene Arten von Knoten und Bindungen verwendet. Die spezifischen Knoten können je nach dem gewünschten Muster und der beabsichtigten Funktion der Bindung variieren. Hier sind einige der häufigsten Knoten und Bindungen:

  • Einfacher Überhandknoten: Ein einfacher Knoten, der oft als Basis für komplexere Knoten und Bindungen dient.
  • Munter Hitch: Ein einfacher und vielseitiger Knoten, der oft zum Sichern von Seilen verwendet wird.
  • Einzel- und Doppel-Takate-Kote: Diese sind spezifische Bindungen, die für das Binden der Arme und Brust verwendet werden. Der Takate-Kote ist ein Hauptbestandteil vieler Shibari-Bindungen und erfordert besondere Aufmerksamkeit und Kenntnisse zur sicheren Anwendung.
  • Somerville Bowline: Dies ist ein spezieller Knoten, der oft im Shibari verwendet wird, weil er unter Last nicht rutscht, aber leicht zu lösen ist, wenn die Last entfernt wird.

Es ist wichtig zu beachten, dass Shibari nicht nur das Wissen um die Knoten erfordert, sondern auch ein Verständnis für die Körpermechanik und die Sicherheitsmaßnahmen. Falsch angewendete Bindungen können zu ernsthaften Verletzungen führen, einschließlich Nervenschäden.

Shibari kann sowohl schön als auch gefährlich sein, wenn es nicht sorgfältig und verantwortungsbewusst ausgeführt wird. Hier sind einige grundlegende Sicherheitsmaßnahmen, die man beachten sollte:

  • Informed Consent: Beide Parteien sollten immer vollständig einverstanden sein mit dem, was passiert. Es sollte vorher eine klare Kommunikation darüber geben, was die Session beinhaltet, und beide Seiten sollten die Möglichkeit haben, ihre Grenzen und Komfortzonen auszudrücken.
  • Partner Check-In: Überprüfen Sie regelmäßig das Wohlbefinden des Partners, insbesondere wenn Sie die Durchblutung oder Atmung einschränken. Jeder Mensch reagiert anders auf die Einschränkungen, daher ist es wichtig, ständig nach Anzeichen von Unwohlsein oder Schmerzen zu suchen.
  • Vermeidung gefährlicher Bereiche: Bestimmte Bereiche des Körpers, wie die Vorderseite des Halses und die Gelenke, sind besonders anfällig für Verletzungen. Man sollte diese Bereiche vermeiden oder besonders vorsichtig sein, wenn man sie bindet.
  • Seilsicherheit: Die Seile sollten regelmäßig auf Abnutzung überprüft und ersetzt werden, wenn sie beschädigt sind. Es ist auch wichtig, ein Mittel zum schnellen Durchtrennen der Seile in der Nähe zu haben, für den Fall, dass sie schnell entfernt werden müssen.
  • Wissen über Knoten und Bindungen: Man sollte die richtige Technik für die verwendeten Knoten und Bindungen kennen und sicherstellen, dass sie nicht zu eng oder zu lose sind. Es gilt die 2-Finger-Regel. Das heisst, dass man immer problemlos zwei Finger zwischen Haut und Seile schieben können muss.
  • Gesundheitliche Bedingungen: Vor dem Beginn sollte man sich über eventuelle gesundheitliche Bedingungen oder körperliche Einschränkungen des gebundenen Partners im Klaren sein, die die Praxis beeinträchtigen könnten.

Wie bei allen Praktiken, die Einschränkungen und Dominanz/Submission beinhalten, ist die klare Kommunikation über Grenzen, Wünsche und Bedenken und die Erteilung eines informierten Einverständnisses von entscheidender Bedeutung. Es ist auch wichtig, dass die Möglichkeit besteht, eine Session jederzeit zu stoppen, wenn jemand sich unwohl fühlt.

(M)ein Dom-Mindset

Eines vorweg: Ich bin Switcher, fühle mich also sowohl in der Dom- als auch in der Sub-Position sehr wohl. Welche dieser Seiten jemand zu sehen bekommt, hängt immer sehr stark von der Dynamik zwischen mir und meinen Partnern ab und kann sogar innerhalb einer Beziehung wechseln. In den meisten Fällen bestimmt die Persönlichkeit meines Gegenüber, ob ich als Dom auftrete oder mich als Sub hingebe. Zu letzterem bin ich nur bereit, wenn mein Gegenüber ein entschlossenes, dominantes und sehr selbstsicheres Auftreten mir gegenüber hat und mir somit das Gefühl gibt mich führen zu können. Ansonsten neige ich recht automatisch dazu die Führung zu übernehmen. Und bin ich erstmal in meinem Dom-Mindset, setze ich mich meinem Sub gegenüber auch immer durch.

Doch bevor ich mich in einem der kommenden Beiträge an die Beschreibung meines Sub-Mindsets wage, will ich in diesem Beitrag versuchen aufzuzeigen, was für mich als Dom wichtig ist, wie mein Denken und Fühlen als Dom ist und was ich allgemein bei Doms für wichtig Grundeinstellungen halte. Das ist im Allgemeinen auch das, was ich bei Doms wichtig finde, wenn ich in der Sub-Position bin. Denn für mich gilt: Was ich als Sub nicht mag, werde ich auch meinen Subs nicht antun, es sei denn sie wollen es explizit. Wobei ich in der Sub-Position durchaus auch Praktiken von meinem Dom akzeptiere, die ich selbst als Dom nicht bevorzugen würde.

Anmerkung: Wenn im Folgenden von „der Sub“ oder „der Dom“ die Rede ist, meine ich damit durchaus alle Geschlechter. Mit entsprechendem Verhalten und bei gegenseitiger Sympathie können alle Geschlechter meine Dom-Seite problemlos triggern. Der Vibe muss einfach stimmen. Es formuliert und schreibt sich jedoch einfacher, wenn ich mich hier im Text auf ein Geschlecht beziehe, da ich dann Schreibweisen wie „der/die Sub“ oder „der Dom/die Dommé“ vermeiden kann. Weiterhin bezieht sich dieser Beitrag auf eine „klassische“ Dom-Sub-Session und nicht auf Dynamiken wie DDlg oder 24/7. Mein Little hat immer Privilegien, die ich einem Sub nicht zugestehen würde. Und auch in einer 24/7 gelten vermutlich andere Maßstäbe, wobei ich da nicht mitreden kann, da ich 24/7 noch nie als Dom gelebt habe.

Wichtigster Punkt, und der sollte eigentlich selbstverständlich sein, ist für mich ein respektvoller Umgang zwischen mir und meinem Sub. Da ich als Switcher keine 24/7 Dom-Sub-Beziehung führe, beginnt dies bereits außerhalb von Sessions bzw. im Vorgespräch. Wer mir nicht auch auf Augenhöhe begegnen kann, auf eine kriecherische Weise unterwürfig ist oder nicht weiß was er will, hat bei mir als Sub relativ wenig Chancen. Ich mache höchstens ein Mal darauf aufmerksam, dass ich sowas nicht mag und außerhalb einer Session auch nicht akzeptabel finde. Wird das Verhalten dann nicht geändert, hat der Sub bei mir verspielt. Wenn möglich bevorzuge ich es jedoch, wenn ich mit meinem Sub außerhalb von BDSM auch eine Beziehung auf Augenhöhe führe.

Zu wissen, was man will, bedeutet jedoch nicht automatisch, dass mein Sub Erfahrung haben muss. Auch wenn er gerade seine ersten Schritte im BDSM-Bereich macht und dementsprechend seine Kinks, Vorlieben und Abneigungen noch nicht so gut oder sogar überhaupt nicht kennt, kann und sollte er zumindest sicher darin sein neues ausprobieren zu wollen und sich auf mich als Dom einzulassen. Und ich finde, es gibt für einen Dom kaum eine größere Ehre als einen „neuen Sub“ in’s BDSM einführen zu dürfen. Mit ihm zusammen seine Vorlieben und Grenzen zu erforschen ist etwas sehr besonderes, auch wenn dabei eine besondere Vorsicht notwendig ist und man in bestimmten Situationen mehr Selbstkontrolle aufbringen muss als man es sonst vielleicht gewohnt ist.

Kommunikation

Doch gerade dann kommt es auf eine offene Kommunikation an, womit wir bei Punkt 2 sind, der für mich als Dom wichtig ist. Die Kommunikation zwischen mir und meinem Sub muss stimmen und sie ist für mich extrem wichtig. Ich bin nicht unbedingt der Typ Dom, bei dem ein Sub nur nach Aufforderung reden darf. Solche Dynamiken gibt es durchaus auch. Und für manche Subs passt es auch ganz gut oder es ist sogar von ihnen erwünscht oder ein Bedürfnis, wenn sie sehr enge Vorgaben bekommen, innerhalb derer sie sich bewegen dürfen. Damit kann dann bspw. eine Dynamik zwischen Dom und Sub aufgebaut werden, in der eine totale Kontrolle durch den Dom erfolgt. Für mich persönlich ist aber eine offene Kommunikation vor, während und nach Sessions enorm wichtig. Dafür haben meine Subs dann auch ein paar kleine Freiräume, innerhalb derer sie sich entfalten und auf den Verlauf der Session sogar, wenn auch sehr begrenzt, einwirken können. Sie dürfen mich zum Beispiel auch ohne Aufforderung ansprechen, solange sie mich „Herr“ oder „Meister“ nennen und respektvoll mir gegenüber sind. Trotz aller Freiheiten für meinen Sub bin ich als Dom nicht bereit eine Verschiebung des Machtgefälles zuzulassen. Will ich nicht, dass mein Sub spricht, lasse ich es ihn zuvor wissen oder verwende einfach einen Knebel. Lässt mein Sub es jedoch an Respekt mangeln oder wird übermütig oder gar aufmüpfig (Stichwort: bratty sub), halte ich mich mit Strafen ganz sicher nicht zurück und sorge dafür, dass schnell wieder klar ist, wer das Sagen hat und wie das Machtgefälle zwischen uns aussieht. Oft mag ich es sogar, wenn ich als Brat-Tamer tätig werden kann, denn das ermöglicht es mir auch mal meine sadistischen Seiten in’s Spiel zu bringen. Ob diese aber überhaupt in eine Session einfließt, kläre ich prinzipiell im Vorgespräch. Ich bin nicht unbedingt jemand, der bevorzugt mit Gerte, Paddle und Peitsche regiert. Dominanz auf einer mentalen Ebene oder die Kontrolle meines Subs durch Fesselungen finde ich weitaus spannender.

Habe ich für eine Session einen Sub, mit dem ich nicht bereits in einer längeren Beziehung bin (bspw. eine neue Bekanntschaft in einem Club), führt kein Weg an einem relativ umfangreichen Vorgespräch vorbei, bevor ich bereit bin mich auf eine Session einzulassen. Innerhalb bereits länger bestehenden Partnerschaften und bei Freunden, die ich bereits einige Zeit kenne, ist ein solches Vorgespräch zumeist nur notwendig, wenn Sexualität und/oder BDSM zwischen uns bisher kein Thema war. Ansonsten haben wir die wichtigen Punkte üblicherweise schon geklärt. Im Vorgespräch erkundige ich mich nach Vorlieben, bereits bekannten Grenzen sowie Praktiken, die der Sub gern mal ausprobieren möchte. Aber vor allem thematisiere ich die No-Gos des Sub, körperliche Einschränkungen, mögliche negative Trigger und ggf. vorhandene seelische Erkrankungen oder andere psychische Vorbelastungen wie z.B. Depressionen, neurodiverse Ausprägungen wie Autismus oder AD(H)S, Traumas und ähnliches, auf die ich Rücksicht nehmen muss. Außerdem kann ich beim Gespräch auch bereits ein grundlegendes Gefühl dafür entwickeln, wie der Sub auf bestimmte verbale Reize reagiert, wie tief die Vertrauensbasis zu mir ist, wie schüchtern oder zurückhaltend er evtl. ist und ob er offen kommunizieren kann. Vor allem unerfahrenen Subs oder Subs, die zuvor in toxischen Beziehungen waren, fällt letzteres oft schwer, wodurch ich dann zumeist mehr Zeit aber vor allem mehr Einfühlungsvermögen aufbringen muss um die notwendigen Informationen zu erhalten, die ich brauche, damit ich eine sichere Session gewährleisten kann. Vor allem Subs, die zuvor in toxischen Beziehungen waren, nutzen oft auch das vereinbarte Stopp-Wort nicht rechtzeitig, um anzuzeigen, wenn etwas für sie zu weit geht. Genau deswegen rede ich im Vorgespräch auch gern mal über bisherige Erfahrungen und Beziehungen des Sub. Dadurch bekommt man jedoch nicht nur Informationen darüber, inwiefern negative Erfahrungen gemacht wurden. Beim Reden über vergangene Erfahrungen und Beziehungen bekommt man auch relativ einfach heraus, welche Art von Dynamik mit seinem Dom ein Sub bevorzugt oder benötigt und kann sich entsprechend darauf einstellen.

Doch egal wie offen ein Sub im Vorgespräch mir gegenüber ist und wie viel er über seine Grenzen und Vorlieben bereits weiß, es gibt einige Dinge, die ich in einer ersten Session mit einem für mich neuen Sub aus Prinzip niemals tun würde. Dazu gehören zum Beispiel Rape-Play und Blood-Play oder das Herbeiführen von tiefen Trance-Zuständen durch Schmerzen. Für solche Praktiken muss einfach ein viel tieferes Verständnis für die Persönlichkeit des Sub vorhanden sein. Und natürlich gibt es auch für mich als Dom einige No-Gos, wobei diese eher in meinen persönlichen Vorlieben und Abneigungen verankert sind. Ich kann beispielsweise überhaupt nichts mit Pet-Play anfangen und auch KV wird ein Sub mit mir nicht erleben können. Stellt sich im Vorgespräch heraus, dass der Sub aber genau dies benötigt oder erwartet, bin ich einfach nicht der richtige Dom für ihn.

Manchmal muss man einfach akzeptieren, dass man nicht zusammen passt, egal wie groß die sexuelle, emotionale oder intellektuelle Anziehung sonst zueinander ist.

Zur offenen Kommunikation gehört jedoch nicht nur die verbale Kommunikation sondern auch die nonverbale. Gestik und Mimik meines Sub sind mir vor allem während der Session besonders wichtig, weil sie es mir ermöglichen den aktuellen emotionalen und körperlichen Zustand meines Sub besser einzuschätzen. Ich erwarte daher von ihm, dass er nicht versucht irgendwelche nonverbalen Signale zu verbergen. Dadurch habe ich dann nämlich weniger Möglichkeit die Intensität meines Spiels mit dem Sub anzupassen und diese abzuschwächen, wenn es notwendig ist, oder zu verstärken, wenn es angebracht ist. Die nonverbalen Signale meines Sub sind dafür essentiell, zumindest für mich, vor allem da ich gern Fixierungen mittels Seilen anwende.

Persönliche Vorlieben

Und damit sind wir dann auch schon beim nächsten Punkt, der mein Dom-Sein mit prägt. Wie wohl jeder Dom habe ich so meine Vorlieben und Abneigungen. Und diese betreffen sehr unterschiedliche Bereiche. Das beginnt beim Aussehen meines Subs (wobei das beim richtigen Vibe zwischen uns eher unwichtig ist), geht über bestimmte BDSM-Praktiken und Dom-Sub-Dynamiken, die ich bevorzuge, und endet nicht zuletzt dabei, wie ich das Aftercare gern gestalte. Jeder Dom sollte sich immer über seine eigenen Vorlieben und Abneigungen bewusst sein. Ist man als Dom noch ein Neuling, sollte man dies seinem Sub mitteilen. Schließlich fängt jeder irgendwo mal an und Erfahrung als Dom kann man nunmal nur mit einem Sub sammeln. Da helfen alle Bücher der Welt zu diesem Thema nur sehr wenig. Man muss einfach sein eigenes Dom-Sein für sich entdecken und verstehen.

Wie wohl die meisten Menschen habe ich natürlich auch meine Vorlieben beim Aussehen und Alter meiner Partner. Wie bereits angedeutet, sind diese jedoch eher zweitrangig, wenn die Dynamik zwischen uns stimmt. Sehr stark übergewichtige Subs finde ich jedoch eher schwierig, vor allem, wenn dies auch noch mit gesundheitlichen Problemen verbunden ist. Ich mag zwar auch mollige Typen durchaus sehr (bei Männern bevorzuge ich sie sogar gegenüber dem sportlichen Typus), aber ab einer gewissen Grenze sind die Risiken durch die starke Belastung des Herz-Kreislauf-Systems bei diversen BDSM-Praktiken einfach zu groß. Entweder haben wir dann eine Dynamik, die weniger in den SM-Bereich und mehr in den Bereich der Dominanz geht, oder ich lasse mich nicht darauf ein. Außerdem will ich als Dom meinen Sub ja auch gern anschauen. Ich denke, wer behauptet, dass er alle Menschen schön findet, belügt sich einfach selbst. Und es ist auch nichts verkehrt daran, dass wir verschiedene Typen als besonders anziehend empfinden, denn so findet jeder Topf seinen passenden Deckel.

Da ich, wie bereits gesagt, auch gern mit Fesselungen und Fixierungen arbeite, bevorzuge ich für reine Shibari-Sessions jedoch eindeutig eher schlanke Subs. Das liegt unter anderem daran. dass ich dann weniger Kraft aufwenden muss um sie beispielsweise an einem Deckenbalken aufzuhängen. Außerdem muss man bei sehr stark übergewichtigen Menschen mit weitaus längeren Seilen arbeiten um die gleichen Resultate zu erreichen.

Doch keineswegs spielt nur das Aussehen eine Rolle. Ein Sub, der eigentlich gar nicht in mein Beute-Schema passt, kann dennoch für mich sehr anziehend sein, wenn die Chemie zwischen uns stimmt. Intelligenz macht mich eigentlich immer an. Entspricht aber beispielsweise seine Art, seine Unterwürfigkeit und Hingabe zum Ausdruck zu bringen, meiner Art mein Dom-Sein auszudrücken und auszuleben und haben wir dann auch noch beide die gleichen Vorlieben im BDSM, spielt das Aussehen für mich nur noch eine extrem untergeordnete Rolle. Zu diesen Vorlieben gehört bei mir zum Beispiel, dass ich meine Sub gern mit Seilen verziere und im Verlauf einer Session immer wieder auf verschiedene Weise fixiere. Ein wirklich leidenschaftliches Rope-Bunny hat daher bei mir eigentlich immer gute Karten. 😍 Gern nehme ich mir zur Einleitung einer Session die Zeit und binde meinem Sub einen Oberkörper- oder auch Ganzkörper-Harnisch, der seine Körperformen betont. Dabei kann ich dann in Ruhe seinen Anblick genießen (ich bin ein sehr visueller Mensch) und durch meine Berührungen beim Führen der Seile eine bessere Wahrnehmung für seinen Körper aufbauen. Außerdem lässt sich der Harnisch im weiteren Verlauf der Session gut verwenden um seine Gliedmaßen daran zu fixieren und so die von mir gewünschte Körperhaltungen zu erzwingen, wenn mir danach ist.

Besonders wichtig ist mir bei einer Session die Lust meines Subs erleben zu können. Es gibt ja durchaus auch Doms, die die Befriedigung ihrer eigenen Lust in den Vordergrund einer Session stellen, und den Sub somit als eine Art lebende Sex-Doll verwenden. Ich kann mit dieser Art eine Sub zu benutzen hingegen recht wenig anfangen. Stattdessen ziehe ich sehr viel meiner eigenen Lust als Dom daraus, dass ich die Lust meines Sub erleben kann. Je nach Stimmung sehe ich manchmal sogar eine gewisse Herausforderung darin, meine Sub an den Punkt zu bringen, an dem seine Erregung fast schon schmerzhaft wird und vielleicht sogar die Körperkontrolle vollständig verloren geht. Am Ende einer Session einen Sub neben mir liegen zu haben, der für eine Weile kaum noch in der Lage ist sich zu bewegen, weil er einfach total fertig ist, ist für meine Dom-Seele die pure Erfüllung. 🥰

Aber gerade weil ich meinen Sub gern durch Lust, Berührungsreize und Orgasmen an körperliche Grenzen bringe und dabei immer die Gefahr besteht, dass das Nervenkostüm komplett überfordert wird, ist mir die Kommunikation und eine bestimmte „Gefühlsverbindung“ zwischen mir und meinem Sub während der Session auch sehr wichtig. Bevor ich einen Nervenzusammenbruch bei meinem Sub riskiere, weil ich seinen körperlichen und emotionalen Zustand nicht mehr einschätzen kann, unterbreche ich eine Session lieber oder breche sie gar vollständig ab. Gleiches gilt, wenn wir eine Session machen, in der ich meinen Sadismus an einem masochistischen Sub ausleben kann. In allen Situationen, in denen mein Sub an körperliche Grenzen gebracht wird, ist Kommunikation das A und O, damit es nicht zu gesundheitlichen Schäden wie Nervenzusammenbrüchen, Verrenkungen, Zerrungen oder ähnlichem kommt.

Aus diesem Grund fange ich mit Subs, die ich noch nicht so gut kenne oder die selbst gerade erst dabei sind ihre Grenzen kennenzulernen, lieber langsam an. Muss ich meinen Sub erst noch kennenlernen und sind mir oder sogar ihm selbst seine Belastungsgrenzen noch gänzlich unbekannt, nutze ich gern die Möglichkeit verspielte Aufgaben zu stellen, die mein Sub erfüllen muss. Mit solchen Aufgaben kann man dann schnell feststellen wie gut die Körperbeherrschung des Sub ist, wie viel Schmerz er bereit ist zu ertragen oder aushalten kann und was er für seinen Dom bereit ist zu tun. Das kann beispielsweise das „Glöckchen-Spiel“ sein, bei dem ich mit Klammern kleine Glöckchen an meinem Sub befestige und ihm dann Aufgaben stelle, die er erfüllen muss, ohne dass die Glöckchen zu hören sind. Schafft er es nicht, gibt es natürlich eine entsprechende Strafe. So kann ich mich Stück für Stück an die Grenzen meines Sub herantasten.

Strafen

Da ein Sub in den meisten Fällen eine gewisse Erziehung braucht, bis er gelernt hat, was sein Dom von ihm erwartet, bleiben Strafen zumeist nicht aus. Außerdem mag ich es sehr mit meinem Sub zu spielen und Aufgaben zu stellen, der er erfüllen muss. Schafft er eine Aufgabe nicht, muss das natürlich auch Konsequenzen haben. Wie bereits angedeutet, sind Schlagwerkzeuge für mich persönlich aber eher das Mittel der zweiten Wahl, sofern der Sub eine entsprechende Behandlung nicht zuvor als Bedürfnis kommuniziert hat. Dass es mal eine saftige Ohrfeige gibt, wenn er allzu aufmüpfig wird, kommt dagegen häufiger vor. Sollte ein Sub aber bei mir ungehorsam sein, kann er in den meisten Fällen damit rechnen, dass ich beispielsweise eine Fesselung anwende, die nicht unbedingt die bequemste sein wird. Auch Strafaufgaben nutze ich gern. Und manchmal kombiniere ich beides. 😏

Meine bevorzugten Strafen finden jedoch auf einer mentalen Ebene statt. Subs haben (glücklicherweise) fast immer das Bedürfnis ihrem Dom gefallen zu wollen und seine Aufmerksamkeit zu erhalten. (Personen, die dieses Bedürfnis nicht haben, würde ich nicht als Sub für mich in Betracht ziehen. Von meinem Sub erwarte ich, dass für ihn ausschließlich sein eigenes Wohlbefinden über dem meinigen steht und ich ansonsten den Mittelpunkt seiner Welt bilde.) Daher kann es durchaus Wunder wirken, wenn man seinen Sub mit Nichtbeachtung straft. Das kann sogar so weit gehen, dass ich die Session für eine Weile unterbreche und den Raum verlasse. „Absolutes No-Go. Das killt doch total die Atmosphäre.“, werden sich da vermutlich viele Doms und Subs denken. Meine Erfahrung ist, dass dies nicht der Fall ist, wenn man dabei einige Dinge beachtet. Zum einen geschieht sowas natürlich nur mit Ansage ala „Ich verlasse jetzt den Raum. Wenn ich wiederkomme, erwarte ich von dir, dass du …“. Dabei kann meine Aufgabe von einem einfachen „… dass du auf dem Boden kniest und demütig auf mich wartest.“ bis hin zu richtigen Strafaufgaben reichen, wie z.B. das Reinigen der Gerätschaften. Das verursacht entsprechend noch mehr Druck, wenn der Sub nicht weiss, wann ich zurückkehre und wie viel Zeit er somit für seine Aufgabe hat. Zum anderen darf der Zeitraum natürlich nicht zu lang sein. Er sollte ausreichend sein, damit der Sub über seine Verfehlung reflektieren kann, aber nicht so lang, dass tatsächlich Langweile aufkommt. Wichtig ist aber in jedem Fall, dass man den Sub mit etwas beschäftigt, was ihn in seinem Sub-Mindset hält, und was in irgendeiner Form mit der Session oder seinem Dom als Person verbunden ist.

Es gibt aber Dinge, die sollten für jeden Dom ein absolutes No-Go sein. Aufmerksamkeit entziehen für eine kurze Zeit ist ja noch ok. Aber der Entzug der Zuneigung / Liebe geht gar nicht. Ein Sub darf niemals in eine Situation gebracht werden, in der er das Gefühl hat, für seinen Dom nichts besonders mehr zu sein, oder in der er befürchtet seinen Dom zu verlieren, weil er einen Fehler gemacht hat. Emotionale Erpressung geht einfach gar nicht!

Deswegen ist es, egal welche Strafe ich wähle, für mich auch wichtig, dass ich meinem Sub vor oder während der Strafe klarmache, dass er die Strafe nur bekommt, damit er sich zu einem noch besseren Sub entwickeln kann. Es geht schließlich nicht darum ihn zu erniedrigen sondern darum ihn zu entwickeln.

Und weil es eben um’s Lernen geht, muss bei jeder Form von Bestrafung auch bedacht werden, wie lange man mit dem Sub bereits übt. Ich würde beispielsweise einen Sub niemals für ein Verhalten bestrafen, von dem er nicht zuvor ganz klar wusste, dass er damit gegen meine Erwartungen verstößt. Habe ich eine Erwartung nicht klar genug kommuniziert, hole ich dies zuerst ohne Strafe nach und erst, wenn daraufhin ein erneutes Fehlverhalten auftritt, wird dieses bestraft. Fairness gegenüber seinem Sub finde ich sehr wichtig. Eine Strafe sollte nicht erfolgen, weil ich Spaß daran habe (auch wenn ich das durchaus habe 😈) sondern weil der Sub sie verdient hat.

Natürlich sollte ein Sub aber auch immer die Möglichkeit haben sich zu entschuldigen, wenn er einen Fehler gemacht hat. Im Optimalfall sollte der Sub dann aber seinen Fehler auch selbst bemerkt haben. Dass ich dabei als Dom natürlich eine entsprechend demütige Geste (keine demütigende!) erwarte, ist für mich selbstverständlich. Ein Sub, der bei seiner Entschuldigung nicht vor mir kniet und sein Haupt senkt, muss nicht damit rechnen, dass ich diese Entschuldigung akzeptiere. Außerdem muss ich ganz klar das Gefühl haben, dass die Entschuldigung ernst gemeint und nicht nur so dahin gesagt ist.

Was ich durchaus auch häufiger tue ist, dass ich meine Sub frage, welche Strafe er denn selbst für angemessen erachten würde. Das hat aus einer psychologischen Sicht gleich mehrere Vorteile. Zum einen muss sich der Sub sofort mit seinem Fehlverhalten auseinandersetzen, weil er seine Schwere einschätzen muss. Zum anderen kann er damit auch zeigen, wie wichtig es ihm ist, dass sein Dom mit ihm zufrieden ist. Tatsächlich habe ich bisher erst eine Situation erlebt, in dem mein Sub nicht eine Strafe wählte, die härter war, als die, die ich selbst in Betracht gezogen hätte.

Wie ich meinen Sub sehe und mit ihm umgehe

Ein sehr wichtiger Punkt für mich als Dom ist, welche Einstellung ich zu meinem Sub habe. Auch wenn einiges davon eigentlich aus meiner Sicht eine Selbstverständlichkeit für Doms sein sollte, habe ich bereits zu oft davon gehört, dass es das keineswegs für alle Doms ist.

Punkt Nummer 1 ist die Wertschätzung, die ein Dom seinem Sub entgegen bringen sollte. Als Dom sollte man niemals vergessen, dass jeder Sub etwas ganz besonderes ist, allein schon dadurch, dass er diese Form von Hingabe seinem Dom entgegen bringt. Für mich ist mein Sub immer ein sehr besonderes Geschenk und ich würde mich selbst schlecht dabei fühlen, wenn er das von mir nicht auch zu spüren und zu hören bekommt. Ein Sub ist niemals etwas Normales oder Selbstverständliches. Und für seine Hingabe verdient er von mir Respekt und Anerkennung.

Punkt Nummer 2 ist natürlich das Einhalten von Grenzen. Ja, man möchte als Dom seinen Sub auch mal über seine Grenzen hinaus bringen und ihm zeigen, welche Potentiale noch in ihm schlummern, die er vielleicht selbst nicht sehen konnte. Dabei dürfen aber niemals harte Limits überschritten werden und man muss sich als Dom ausreichend selbst kontrollieren können, damit man sich langsam an die Grenzen herantasten kann. Beim überschreiten von Grenzen darf niemals das Ego des Dom die Führung übernehmen und das Wohlergehen des Sub, sowohl körperlich als auch mental, muss absolute Priorität haben. Hat man eine Grenze erreicht, sollte man nie weiter gehen, ohne sich vergewissert zu haben, ob er dazu bereit ist. Grenzen verschieben erfordert im besonderen Maß Verantwortungsbewusstsein, Einfühlungsvermögen und Kommunikation.

Als Dom sollte man sich aber eigentlich immer der Verantwortung für seinen Sub bewusst sein. Gerade wenn ich einen Sub noch nicht so lange kenne, bin ich lieber etwas zu vorsichtig als Verletzungen, egal ob körperlich oder mental, durch eine Session zu riskieren. Kennenlernen und Vertrauen aufbauen braucht seine Zeit. Da ich bereits selbst die Erfahrung gemacht habe, dass man als Sub für den richten Dom auch bis zur Selbstaufgabe geht, ist es nicht damit getan den Sub für sein Verhalten selbst verantwortlich zu machen. Für manche Subs ist ihr Dom eine Art Gott, für den sie nur zu gern bereit sind sich zu opfern.

Da ich selbst die Sub-Seite kenne, ist es für mich auch selbstverständlich, dass mein Sub ein Anrecht auf meine ungeteilte Aufmerksamkeit hat. Schließlich bekomme ich dafür ja auch etwas zurück, was nur wenige Menschen bereit sind ihrem Partner zu geben: die (fast) totale Hingabe und die Möglichkeit, Formen von Ekstase zu erleben, die ich in Vanilla-Beziehungen nie in dieser Form erleben konnte. Und daher ist die Dankbarkeit, die ich meinem Sub gegenüber empfinde, auch ein sehr wichtiger Teil meines Dom-Seins. Und ich finde, dass jeder Sub eine solche tiefe Dankbarkeit von seinem Dom verdient hat.

No-Gos

Für mich gibt es als Dom aber auch ein paar No-Gos und hierbei würde ich sogar so weit gehen, dass ich sagen würde, dass diese für jeden Dom No-Gos sein sollten.

Wie oben bereits erwähnt gehört dazu die emotionale Erpressung. Seinem Sub damit zu drohen, dass man ihn verlässt / ersetzt, wenn er bestimmte Dinge nicht macht oder wenn er Fehler macht, geht gar nicht. Ein Sub muss sich jederzeit bei seinem Dom sicher fühlen können und das ist unmöglich, wenn er diese Sicherheit nicht auch auf emotionaler Ebene hat.

Es ist offenbar auch gar nicht so selten, dass es (Dumm-)Doms gibt, die nicht mal die vom Sub kommunizierten harten Limits respektieren. Wenn ein Sub sagt, dass er bestimmte Praktiken nicht machen möchte oder dass bestimmte Verhaltensweisen bei einem Dom ihn triggern, dann hat ein Dom sich daran zu halten. Die Hilflosigkeit eines Subs in bestimmten Situationen, z.B. wenn er gefesselt ist, auszunutzen, um dann doch Dinge zu machen, die zuvor als No-Go kommuniziert wurden, ist ein Unding.

Liebe Subs da draußen, sollte das ein Dom jemals mit euch machen, dann haltet euch von diesem in Zukunft fern. Glaubt keinen Versprechungen, dass er sich ändern wird und dass so etwas nie wieder vorkommen wird. Ein kommuniziertes No-Go zu überschreiten zeigt mehr als deutlich, dass dieser Dom euch nicht einen Funken an Respekt entgegen bringt.

Gleiches gilt, falls ein Dom, wenn das Stopp-Wort fällt, noch versucht weiterzumachen oder seinen Sub zu überreden, dass es ja doch noch ein bisschen weiter gehen kann. Stopp-Wort bedeutet den sofortigen Abbruch der Handlung, ggf. die schnelle Befreiung aus Fesselungen und ab diesem Zeitpunkt geht es nur noch darum, dass man für seinen Sub da ist und ihn supported. Es gibt keine andere Option dazu, kein Überreden, kein „na gut, wir machen eine kurze Pause“ oder sonstiges. Die Session wird abgebrochen und es liegt dann allein in der Entscheidung des Subs ob und wann er diese wieder aufnehmen möchte.

Aftercare

Das Thema Aftercare ist mittlerweile glücklicherweise zur Normalität im BDSM geworden. Dennoch gibt es auch Doms, die das nicht für notwendig erachten. Mir persönlich ist unklar, wie man Aftercare nicht nur als Pflicht sondern auch als wundervollen Teil der Session betrachten kann. Ich genieße es immer sehr, wenn mein Sub völlig erschöpft auf meinem Schoß oder in meinen Armen liegt und ich erleben kann, wie er langsam wieder runterfährt und „in die Realität zurückkehrt“. Die körperliche Nähe und die kleinen Beben, die dann normalerweise noch durch seinen Körper gehen, sind etwas Wundervolles. Dabei muss auf jeden Fall auch etwas zu trinken in Reichweite sein. Je nach körperlichem Zustand des Subs nach der Session sollte man natürlich auch beim Trinken behilflich sein. Und wenn die Session relativ lange gedauert hat, sollte auch etwas leichtes zu essen, bspw. Obst, bereitstehen.

Aftercare ist absolut essentiell, egal ob man selbst die Session als besonders intensiv oder auch nicht wahrgenommen hat. In meinen Augen hat mein Sub darauf ein Anrecht, denn er hat es sich mit seiner Hingabe an mich während der Session redlich verdient.

Jedoch gehört für mich zum Aftercare auch dazu, dass mein Sub und ich die Session gemeinsam reflektieren, sobald er sich erholt hat. Niemand ist perfekt und so wie mein Sub bestrebt ist, für mich ein immer besserer Sub zu werden, ist es auch mir wichtig, für meinen Sub ein möglichst guter Dom zu sein. Das kann ich nur, wenn ich meinen Sub um Feedback bitte und mir anhöre, wie er die Session wahrgenommen hat.

Abschließende Worte

Man sieht also, dass es beim Dom-Sein nicht darum geht, dass man einen Sub hat, den man benutzen kann um seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Vielmehr geht es darum gemeinsam eine Erfahrung zu teilen, die jedes einzelne Mal sehr einzigartig ist. Für mich ist mein Dom-Mindset daher auch in erster Linie durch Zuneigung zu meinem Sub und tiefe Dankbarkeit für seine Hingabe an mich geprägt. Daher kann ich mich auch nicht auf einen Sub einlassen, zu dem ich nicht in irgendeiner Form eine emotionale Bindung habe. Das muss nichtmal unbedingt in Form einer Beziehung sein. Aber eine Form der Anziehung, die über die reine körperliche hinaus geht, brauche ich einfach zwischen mir und meinem Sub. Sicherlich gilt das nicht für jeden Dom. Deswegen sollte man auch nie vergessen, dass jeder Dom auf seine Weise einzigartig ist, so wie es auch jeder Sub ist. Es gibt ja auch genug Subs, die sich gern auf fremde Doms einlassen, ohne das Bedürfnis zu haben diese vorher näher kennenzulernen. Manche wünschen sich sogar explizit eine emotionale Distanz.

Deswegen sollte man auch diesen Text nur als meine rein subjektive Sicht sehen. Ich will keineswegs damit aussagen, dass jeder Dom so sein sollte. Es wäre sogar sehr schade, wenn dem so wäre, weil damit die Vielfalt des BDSM verloren wäre.

Ich wünsche euch auf jeden Fall, dass ihr euren passenden Deckel für euch findet und ihr euch immer ganz einander hingeben könnt. 😊

Dom-Sub-Beziehungen

Seit ich wieder etwas mehr in die Richtung einer Beziehung gehe, die eher einem Dom-Sub-Verhältnis entspricht, stoße ich immer wieder auf die Frage von Subs, woran sie erkennen, dass ein Dom zu ihnen passt bzw. ein „echter Dom“ ist.

Viele Mythen ranken sich um den „perfekten Dom“ und mit vielen davon musste ich mich bereits früh auseinandersetzen. Dabei ist gar nichts mythisches darin ein Dom zu sein. Um dies aufzuzeigen möchte ich hier darstellen, worin sich ein Dom prinzipiell auszeichnen sollte, damit man nicht an jemanden gerät, der ausschliesslich seine fehlenden Stärken durch Machtgehabe ausgleichen will.

  1. Ein Dom dominiert nicht durch Gewalt. Er hat dies einfach nicht nötig. Er kennt deine persönlichen Trigger und die Anatomie und Psyche seines Gegenüber gut genug um Gewalt nicht nötig zu haben. Oft genug reicht seine Ausstrahlung bereits, damit du dich ihm unterordnest und ihm gehören willst. Ausserdem reichen bei einem Dom im Normalfall bereits einfache Berührungen oder gar nur Worte, damit du dich ihm unterordnest und hingibst. Gewalt ist in einer gesunden Dom-Sub-Beziehung weder hilfreich noch notwendig.
  2. Dominanz entsteht nicht aus Erniedrigung. Hier muss ich allerdings auch mal eine Lanze für die Master brechen. Tatsache ist nämlich, dass nur wenige Frauen tatsächlich als Sub „geeignet“ sind. Das liegt meines Erachtens vor allem daran, dass in heutiger Zeit nur wenige Frauen bereit sind sich einem Mann vollkommen hinzugeben, was vermutlich mit dem veränderten Rollenbild in unserer Gesellschaft zu tun hat. Frauen, die diese Bereitschaft nicht mitbringen, empfinden das Unterordnen unter einen Dom oft als Erniedrigung oder kommen mit der Wehrlosigkeit, in die sie sich begeben, nicht zurecht. Hier ist natürlich auch der Dom gefragt ein solches Gefühl nicht zu vermitteln. Doch Vorsicht! Die Grenze zwischen Dominanz und Erniedrigung ist ein sehr schmaler Grat. Daher gelingt das nicht immer. So oder so sollte dir dein Master niemals das Gefühl geben, dass du dich ihm gegenüber erniedrigst. Kommt bei dir dieses Gefühl auf, ist es entweder kein Dom fuer dich oder du, als Sub, solltest nochmal darüber nachdenken, ob deine Vorstellungen einer Dom-Sub-Beziehung in der Realität umsetzbar sind. Denn Dominanz seitens des Dom gehört nunmal dazu. Sagt ja schon die Bezeichnung.
  3. Ein Dom sieht deine Bedürfnisse. Leider habe ich allzu oft erlebt, dass Subs der Meinung sind, dass sie sich in jeglicher Hinsicht unterordnen müssen. Das ist erstmal nicht grundsätzlich verkehrt. Dennoch macht meines Erachtens einen guten Master auch aus, dass er deine Bedürfnisse wahrnimmt und sie erfüllt. Nein, nicht versucht zu erfüllen, sondern erfüllt. Setzt sich ein Dom prinzipiell über deine Bedürfnisse hinweg und ist nur auf sich selbst bedacht, ist er ganz sicher noch nicht soweit seine Partnerin oder seinen Partner „zu meistern“. Denn… siehe der nächste Punkt.
  4. Dein Master erfreut sich an deiner Lust und deinem Wohlsein. Ich denke, gerade Menschen, die gerade ihre ersten Schritte in einem Dom-Sub-Beziehung machen, ist dies oft noch nicht klar. Als Sub solltest du aber immer das Gefühl haben, dass dein Dom sich an dir erfreut. Er erfreut sich an deinem Anblick genauso wie daran, dich zu berühren und erst Recht, wenn er deine Bedürfnisse erfüllen kann. Es geht eben nicht nur darum, dass du (als Sub) seine Bedürfnisse befriedigst, sondern auch darum, dass dabei auch deine eigenen Bedürfnisse nicht zu kurz kommen.
  5. Ein Master bekommt sein Leben auf die Reihe. Dies ist vor allem ein wichtiger Punkt, wenn du auf der Suche nach einem Dom bist. Hierbei ist das „auf die Reihe“-Bekommen ein recht weitläufiger Begriff. Zum einen ist damit natürlich die „Erdung“, also die Verankerung in der Realität, gemeint. Jemand, der seit Jahren von HartzIV lebt, ständig dem Alkohol verfällt oder seine Familie vernachlässigt um sich sinnlichen Freuden oder Müßiggang hinzugeben, kann kaum ein guter Dom sein, weil er sich selbst ja kaum unter Kontrolle hat. Wie also sollte er der hohen Verantwortung eines Dom gerecht werden können? Zum anderen bekommt man in meinen Augen sein Leben auch dann nicht auf die Reihe, wenn man mit seinen Lebensumständen unglücklich ist. Wer ständig über seinen Job meckert oder ständige Unzufriedenheit mit seinen Lebensumständen zur Schau trägt, hat offenbar wenig Kontrolle über sein Leben. Jemand, der sein eigenes Leben kontrolliert, der verweilt nicht lange in Situationen, die ihm nicht behagen oder gar Nachteile bringen. Und wer sein Leben nicht kontrolliert, der kann auch schlecht einen Sub kontrollieren. So zumindest meine Ansicht. Daher übernimmt ein Meister immer die volle Verantwortung für sein Handeln, was nunmal bedeutet, dass er sich nicht über die Konsequenzen seines Handelns beschwert sondern diese hinnimmt oder entsprechend auf sie einwirkt, damit sie sich wieder ändern.
  6. Es muss einfach stimmen. Leider ist auch das ein Punkt, der gern vernachlässigt wird, wenn Subs sich einen Dom suchen. Jede Dom-Sub-Beziehung ist unterschiedlich. Ich kenne Beziehungen, in denen die Rollen immer klar verteilt sind (das ist die vermutlich häufigste Form), doch ich kenne gleichermassen Beziehungen, in denen die Rollen auch immer mal wieder wechseln, was durchaus für manche eher Erfüllung bringt. Ob das dann noch eine Dom-Sub-Beziehung ist, möge an einer anderen Stelle diskutiert werden. Auch eure Bedürfnisse müssen zusammenpassen. Das beginnt bereits dabei, dass dein Dom dein Äußeres ansprechend finden muss und endet nicht zuletzt dabei, dass eure sexuellen und emotionalen Bedürfnisse zueinander passen müssen. Wenn dein Dom immer will, dass du nur (halb)nackt in seiner Gegenwart bist, du aber gern auch mal mit einem schönen Kleid vor ihm glänzen möchtest, werden sich eure Bedürfnisse kaum begegnen können. Gleiches gilt natürlich auch im sexuellen Bereich. Kümmert sich dein Dom immer nur um deinen Hintern und du wartest derweil vergeblich darauf, dass er auch mal deinem Bauch oder deinen Brüsten Beachtung schenkt, werden deine Bedürfnisse unbefriedigt bleiben. Und das wiederum wird auf Dauer eine Leere in dir erzeugen, die gefüllt werden will. Nicht zuletzt, und in meinen Augen ist es sogar das Wichtigste, sollte die emotionale Beziehung stimmen. Auch das ist natürlich ein breites Spektrum, das dabei eine Rolle spielt. Meine Erfahrung bisher zeigt, dass eine wirklich innige Verbindung zwischen Dom und Sub vor allem dann entsteht, wenn die Bedürfnisse des Gegenueber erfühlt (nicht nur erfüllt) werden. Dazu muss man sich ineinander einfühlen können, die Situation einschätzen können und vieles mehr. Erreicht man diesen Punkt in einer Master-Sub-Beziehung, beginnt die eigentliche Erfüllung für beide Seiten. Denn dann bedarf es keiner Worte mehr, wenn der Sub Nähe und Ruhe braucht und am liebsten einfach nur auf dem Schoss des Doms liegen will oder umgekehrt. Es geschieht einfach, weil man nur seinen Gefühlen für sein Gegenüber folgen muss. Gibt es diese Form von emotionaler Nähe nicht, so zeigt zumindest meine Erfahrung, hat die Beziehung kaum Bestand. Sie wird irgendwann zerbrechen, wenn ein Partner jemanden findet, der eher auf der gleichen emotionalen Ebene ist.
  7. DU BIST KEIN SKLAVE! Ja, das muss besonders gross geschrieben werden. Gerade junge Menschen, die in eine Sub-Position gehen, machen sich dies allzu selten bewusst. Du musst dich nicht „zufrieden geben“ oder in jeglicher Hinsicht unterordnen. Ein „guter“ Dom wird immer deine Stärken fördern, dich im Leben unterstützen, versuchen dich an deine Grenzen zu bringen, ohne diese zu brechen, und vor allem wird er dich immer als Geschenk ansehen. Du hast das Recht aufzubegehren, wenn es dafür gute Gründe gibt. Du hast ein Recht darauf, dass deine Bedürfnisse für deinen Dom mindestens genauso wichtig sind wie seine eigenen. Du hast ein Recht darauf von deinem Dom verehrt zu werden, denn deine Hingabe für ihn, ist es das mindestens wert.

Natürlich gibt es keine ideale Dom-Sub-Beziehung. Das wäre irgendwie auch schade, weil damit ja die Vielfalt verloren ginge, die in dieser Form von Beziehung liegt. Doch wage ich zu behaupten, dass es 4 Grundpfeiler für jede Dom-Sub-Beziehung gibt:

  • Zuneigung/Liebe
  • Anziehung/Attraktivitaet
  • Respekt
  • Wertschätzung

Wird einer dieser Grundpfeiler nicht ausreichend durch eine solche Beziehung bedient, hat sie entweder ungesunde Auswirkungen auf einen der beiden Partner oder zerbricht recht schnell, je nach Stärke bzw. Schwäche des Subs.

Auch das ist etwas, was sich leider viel zu wenige Subs bewusst machen. Auch wenn dein Dom dich kontrolliert, bist du immer in einer Position der Stärke. Denn dein Dom braucht dich genau so, wie du ihn brauchst. Da du als Sub einmalig bist, kannst du eben nicht einfach ersetzt werden. Selbst wenn irgendwann jemand die Zuneigung deines Doms gewinnt und du dadurch nicht mehr Teil seines Lebens bist, wird er sich immer wieder aufgrund deiner Einmaligkeit an dich erinnern. Ein Master ist sich dessen immer bewusst.

Daher solltest du folgendes immer empfinden, wenn du bei deinem Dom bist:

  • Deine Gegenwart und erst recht deine Hingabe sind ein Geschenk für deinen Dom. Er ehrt dies und wird es niemals als selbstverständlich hinnehmen, es als zu viel empfinden oder ähnliches.
  • Es bereitet ihm Freude, wenn er dir Freude bereiten kann… und zwar in jeglicher Hinsicht.
  • Du bist NIEMALS eine Belastung für ihn. Deine Gegenwart ist immer eine Freude für ihn.
  • Du wirst niemals erniedrigt. (Es sei denn du willst es.) Ein Meister kontrolliert dich, aber er erniedrigt dich nicht.
  • Du wirst zu nichts gezwungen. Ein Meister weiss, wie er dich dazu bringt dich für neue Erfahrungen zu öffnen, ohne dich dazu zwingen zu müssen.

Ich möchte aber abschliessend nochmal betonen, dass eine Dom-Sub-Beziehung nur dann funktioniert, wenn ihr zueinander passt. Es macht wenig Sinn, wenn du dir krampfhaft einredest, dass du in einer Dom-Sub-Beziehung glücklich sein wirst, wenn du die Mentalität einer/eines Sub nicht mitbringst. Gleichermaßen macht es wenig Sinn Dom für eine/einen Sub sein zu wollen, wenn dir die Mentalität dazu fehlt. Also überlegt euch bitte vorher ganz genau, ob diese Art einer Beziehung wirklich eurem Wesen entspricht. Wenn ihr unsicher seid, ob diese Art des Seins euch entspricht, dann sprecht dies an, damit es unverbindlich ausprobiert werden kann. Auch Doms haben Gefühle, die tief verletzt werden können, wenn man ihnen ihr Geschenk wieder wegnimmt, weil man nicht mit dieser Form von Beziehung klarkommt.

Und zu guter Letzt noch ein paar Worte an angehende Doms, also jene, die sich in diesem Bereich gerade ausprobieren. Versucht nicht Frauen zu finden, die euch bedingungslos gehorchen. Ihr werdet damit nicht glücklich. Eine gute Sub zeichnet sich dadurch aus, dass sie ganz nach ihrem Willen lebt. Wenn sie sich euch hingibt, dann tut sie dies aus ihrem freien Willen heraus. Es ist ein Geschenk an euch, das ihr als solches ehren solltet. Subs sind nicht schwach sondern ganz im Gegenteil im Normalfall sogar sehr stark. Versucht nicht Frauen zu Subs zu machen, die dafür nicht bereit sind. Zu viele Frauen auf dieser Welt wurden bereits zu tief verletzt um bedingungslos einem Mann vertrauen zu können. Eine Sub muss aber bedingungslos vertrauen können. Ihr könnt versuchen dieses Vertrauen aufzubauen, doch sage ich euch gleich, dass dies nicht immer möglich ist. Manche seelische Wunden sind einfach zu tief um sie heilen zu können. Es ist daher eine große Ehre, wenn ihr das Vertrauen einer Frau soweit gewinnen könnt, dass sie euch das notwendige Vertrauen zum Geschenk macht. Gebt eurer Sub NIEMALS das Gefühl selbstverständlich zu sein. Das ist erniedrigend und keine Frau auf dieser Welt hat es verdient als selbstverständlich gesehen zu werden. Jede von ihnen – und erst recht jene, die sich euch hingeben – ist unendlich wertvoll. Vergesst das nie. Ein Dom-Sub-Verhältnis ist immer etwas ganz Besonderes.